Rotmilan © piclease/E. Thielscher

Land zum Leben – Jahresrückblick 2015

Was bisher geschah: Mehr als die Hälfte aller Rotmilane weltweit leben in Deutschland. Somit trägt Deutschland eine besondere Verantwortung für den Schutz des Greifvogels. Doch der Bestand geht stetig zurück. Um diesem Rückgang entgegenzuwirken, startete im Herbst 2013  das nationale Schutzprojekt Rotmilan – Land zum Leben. Kern des Vorhabens ist die Beratung und Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft in zehn Praxisregionen in acht Bundesländern. Gemeinsam soll die Agrarlandschaft so gestaltet werden, dass der Rotmilan ein verbessertes Nahrungsangebot vorfindet und eine sichere Zukunft hat.

Das Jahr 2015 nähert sich dem Ende. Unsere Rotmilane sind bereits im Winterquartier angekommen, nur einige wenige sind noch auf dem Zug oder ziehen gar nicht erst fort. Nachdem das erste Projektjahr 2014 noch durch die Erhebung des Rotmilanbestandes in den Projektregionen sowie von naturschutzpolitischen Unsicherheiten bei Agrarumweltmaßnahmen geprägt war, wurde das Bild 2015 deutlich klarer. In zehn Praxisregionen fanden hinsichtlich des Brutbestands Kartierungen statt und Landwirte sowie Grundeigentümer wurden zu rotmilanfreundlicher Landwirtschaft, Erhalt, Anlage und Umbau von Habitatstrukturen und dem Schutz vorhandener Horste beraten.

Hier entsteht mehr Land zum Leben - die Praxisregionen in Deutschland © DDA

Hier entsteht mehr Land zum Leben – die Praxisregionen in Deutschland © DDA 2015

Nun war klar, wie viele Rotmilane wo brüten und was genau unsere Beraterinnen und Berater für mehr Land zum Leben tun können. Aufgrund der nun endlich feststehenden Förderprogramme für mehr Naturschutz in der Landwirtschaft konnten diese Beratungen noch verbindlicher ausfallen. Unsere Beraterinnen und Berater sowie die Landwirtinnen und Landwirte realisierten insgesamt 2274 Maßnahmen auf einer Fläche von knapp 3200 ha. Dies entspricht einer Fläche knapp 4500 Fußballfeldern.

Allein in der Projektregion Göttingen setzen 110 Betriebe Maßnahmen um, die dem Rotmilan helfen. Auch der Schutz von Nestern und die Schaffung neuer Brutmöglichkeiten wird groß geschrieben: Im Weimarer Land warten mehr als 2000 Bäume darauf, eingepflanzt zu werden, um Rotmilanen in Zukunft Brutmöglichkeiten zu bieten und abgängige, alte Bäume zu ersetzen. 38 Waldbesitzer wurden in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen beraten. Um eine hohe Qualität unserer Arbeit zu gewährleisten, werden unsere Praxispartner regelmäßig weitergebildet.

 

Unsere Praxispartner schützen viele Nestbäume mit Manschetten vor Nesträubern wie Waschbär oder Marder (Quelle: M. Schimkat)

Unsere Praxispartner schützen viele Nestbäume mit Manschetten vor Nesträubern wie Waschbär oder Marder © Madeleine Schimkat

Wie rotmilanfreundlich die Maßnahmen sind, die die Landnutzenden umsetzten, wurde von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Projekts untersucht. Eine zentrale Frage dabei: Auf welches Maß muss der Bruterfolg gesteigert werden, um den Bestand zu stabilisieren und eine Gefährdung auszuschließen? Zudem wurden die durchgeführten praktischen Maßnahmen auf den Flächen evaluiert: Auf Flächen mit welchen Agrarumweltmaßnahmen kommen wie viele potentielle Beutetiere vor? Zudem führte das Thünen Institut auch 2015 eine Evaluierung der Beratungen durch. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Schaffung von Akzeptanz bei den Landnutzenden. Durch die gewonnenen Ergebnisse kann die Beratung weiter verbessert werden.

Um Anregungen zu den gegenwärtigen Agrarumweltmaßnahmen der Bundesländer zu geben und Optimierungspotentiale aufzuzeigen, analysierte das Team von Land zum Leben die verschiedenen Entwürfe im Hinblick auf Ihre Eignung zum Schutz des roten Greifvogels. So konnten in Schleswig Holstein und Niedersachsen auch aufgrund unserer Bemühungen Optimierungen durchgeführt werden, sodass in Zukunft eine Vielzahl neuer Maßnahmen finanziell gefördert wird. Zur kommenden Förderperiode können, orientiert an den vorangegangenen Optimierungen, weitere fachliche Anpassungen und Maßnahmen in die Förderprogramme aufgenommen werden. In Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen liegen bereits entsprechende Vorschläge vor.

Auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ist eine Menge passiert. Unsere Wanderausstellung zum Projekt erfreut sich großer Beliebtheit und tourt durch Deutschland. Die Website ist zu einem zentralen Werkzeug der Information rund um den Rotmilan ausgebaut worden, so finden Sie in unserem Downloadbereich allerhand nützliche Informationen sowie Praxisratgeber, die für mehr Land zum Leben sorgen können.