Fachsymposium in Göttingen 2014
Am 16. und 17. Oktober 2014 trafen sich nationale und internationale Experten in Göttingen, um sich über den Schutz des Rotmilans auszutauschen und neue Wege im Schutz der Art zu diskutieren. Nachdem im Kreishaus Göttingen die erste Rotmilan-Wanderausstellung zum Rotmilan von Kreisrätin Christel Wemheuer und dem Team von Land zum Leben fachkundig eröffnet wurde, startete das Fachsymposium. Am ersten Tag des Symposiums wurde zuerst ein internationaler Überblick vom Schweizer Ornithologen und anerkannten Rotmilan-Experten Adrian Aebischer gegeben, der zeigte, dass die Bestandsentwicklung des Rotmilans in Europa durchaus unterschiedlich ist. In der Schweiz, in Südschweden und in Großbritannien steigen die Zahlen, während sie in Deutschland, im Kerngebiet weiter sinken.
Ubbo Mammen zeigte auf, wie die Mastfußbereiche von Windenergieanlagen so gestaltet werden können, dass das Risiko von Vogelschlag minimiert werden kann. Dr. Oliver Krone vom IZW in Berlin stellte Todesursachen und Krankheiten beim Rotmilan vor. Im weiteren Verlauf wurden verschiedene telemetrische Untersuchungen zur Raumnutzung der Art vorgestellt, es wurde besonders vor dem Hintergrund der Windenergienutzung deutlich: Jedes Revier wird anders genutzt, pauschale Aussagen sind nicht machbar. Einen Blick ins Nest gab Dr. Eckhard Gottschalk von der Uni Göttingen, der über Nahrungsversorgung der Tiere referierte. Der Rotmilan ist zwar ein Raubvogel, er wird aber auch selber Opfer von Prädation. Das zeigten die Ergebnisse von Ramona Pötzinger vom Landschaftspflegeverband (LPV) Göttingen.
Am zweiten Tag gab es eine Übersicht über verschiedene andere Schutzprojekte zum Rotmilan, u.a. stellten die Kollegen aus dem Biosphärenreservat Rhön ihr neues Projekt im Rahmens des Bundesprogramms Biologische Vielfalt vor. Ein besonderes Highlight waren die Interviews von Ute Grothey, LPV Göttingen mit zwei Landwirten der Region. Offen und interessant gaben die beiden Auskunft über Motivation zum Schutz der Art, über die angebotenen Maßnahmen und die positiven Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband. Es wurde deutlich: Rotmilanschutz heißt nicht: Verzicht oder Verlust, sondern kann auch ein Gewinn für die Landwirte sein.
Nach diesen vielversprechenden Aussagen endete die Veranstaltung mit einer kurzen Diskussionsrunde. Die Experten und Rotmilanfachleute verabredeten, sich auf der nächsten Veranstaltung wieder auszutauschen.
Hier finden Sie die Vorträge der Referenten zum Download:
B. Blümlein: Vorstellung Projekt Rotmilan Land zum Leben
A. Aebischer: Verbreitung & Bestandesentwicklung des Rotmilans in Europa
Dr. O. Krone: Was wissen wir über die Todesursachen und Krankheiten beim Rotmilan?
C. Gelpke: Raumnutzung und Zugwege anhand telemetrierter Rotmilane aus Hessen
R. Pötzinger: Brutphänologie und Prädation durch Säuger im LK Göttingen
J. Karthaeuser: Evaluation der praktischen Maßnahmen im Projekt Land zum Leben
M. Kremer: Bundesprogramm Biologische Vielfalt – Neues Rotmilanprojekt in der Rhön
M. Sommerhage: „Mäuse für den Milan“ Das Rotmilan-Projekt im hessischen Vogelsberg
E. Gottschalk: Wie nutzen Rotmilane die Landschaft?
U. Grothey: Tipps für erfolgreiche Rotmilanmaßnahmen-Gestaltung, -Beratung & -Umsetzung