Zug und Winterquartier
Die meisten Rotmilane ziehen im Herbst in den Süden und überwintern in Spanien, in Südfrankreich und in Portugal. Sie sind Zugvögel. Der Zug in die wärmeren Winterquartiere beginnt Ende August und kann bis in den November hinein andauern. Die Hauptzugzeit ist von Mitte September bis Mitte Oktober, hängt aber immer auch von den jeweiligen Wetterverhältnissen vor Ort ab und kann daher stark variieren. Die Jungvögel sind die ersten, die in den Süden ziehen; die Altvögel folgen kurze Zeit darauf.
Der Heimzug in die Brutreviere im Frühjahr beginnt schon sehr früh: Im Februar machen sich die ersten Milane wieder auf den Weg; die meisten sind Anfang bis Mitte März in ihren Brutgebieten angekommen und beginnen sofort mit der Balz und besetzen ihr Revier. Bereits Ende März legen sie oft die ersten Eier und beginnen mit der Brut.
Im Projekt Rotmilan – Land zum Leben werden in den drei Projektgebieten Landkreis Göttingen, Weimarer Land und Nordsachsen Rotmilane besendert, um zu erfahren, wo sich die Vögel aufhalten. Den Altvögeln werden winzige, solarbetriebene GPS-Datenlogger wie ein Rucksack übergestreift, die bei gutem Wetter alle fünf Minuten die Position des Vogels aufzeichnen. So lässt sich neben ihren Aufenthaltsorten in den Brutgebieten auch die Zugroute der Rotmilane ermitteln.
Folgende Animation zeigt die Zugwege besenderter Rotmilane von Herbst 2015 und Frühjahr 2016 in 3-Tages-Intervallen. Die Überwinterung von 3 Wochen wurde übersprungen.
Zwei der Rotmilane, die 2014 besendert wurden, haben in Nordwest-Spanien überwintert und sind 2015 wieder in ihrem angestammten Brutgebiet angekommen. Ihre Reise gen Süden starteten sie Ende Oktober/Anfang November 2014 und sie erreichten ihr Überwinterungsgebiet in West-Spanien um den 20. November. Auch im Winterquartier waren sie Nachbarn und hielten sich in nur 30 km Entfernung voneinander unweit der portugiesischen Grenze auf. Ebenso auf dem Rückweg ins Brutgebiet sind sie recht synchron abgeflogen und haben für den Rückweg 27 bzw. 22 Tage benötigt.
Ein mit einem GPS-Sender ausgestattetes Männchen aus Thüringen überwinterte 2014/2015 in Südfrankreich und benötigte für die Rückreise nur zehn Tage (Abbildung Zugroute eines Rotmilanmännchens). Bereits Ende Februar 2015 kehrte es in sein Brutgebiet zurück, wo es sich mit „seinem“ Weibchen zusammentat und erfolgreich brütete.